Fragen zum Thema Löschflugzeuge
Was bedeutet SEAT?
Single Engine Air Tanker, einmotorige Löschflugzeuge.
Was bedeutet Drop?
Der Abwurf des Löschwassers auf das Feuer aus einem Löschflugzeug.
Was bedeutet rescEU?
rescEU ist ein Förderprogramm zum Ausbau und der Verbesserung des Katastrophenschutz der Europäischen Union. Auch Löschflugzeuge und Löschhubschrauber werden finanziell gefördert.
Ist rescEU ein gutes Programm?
Eindeutig JA! Sehr gute Maßnahmen sind geplant oder schon umgesetzt. Das Programm rescEu sollte aber in einem Punkt sofort verändert werden. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, verlangt die EU eine Transportkapazität von mindestens 3000 Litern Löschwasser für Hubschrauber oder Löschflugzeuge. Damit sind viele Hubschrauber und die Dromader M18 B von diesem Programm ausgeschlossen. Das bedeutet ungleichen Wettbewerb. Effektive Brandbekämpfung aus der Luft beginnt bei mindesten 1000 Litern pro Drop. Die EU Verordnung sollte sofort von 3000 auf 1000 oder 1500 Liter Löschwassertransportkapazität abgesenkt werden.
Was ist besser? Hubschrauber oder Löschflugzeug SEAT?
Diese Diskussion sollte beendet werden. Die Feuerwehren brauchen eine Tool-Box, aus der sie die Einsatzmittel entnehmen können, die für die jeweilige Lage benötigt werden. Je nach Lage haben Hubschrauber oder SEAT andere Vorteile. Löschflugzeuge SEAT sollten in dieser Toolbox enthalten sein.
Wieviel Löschwasser kann ein Löschflugzeug SEAT transportieren?
Dromader 2.200 Liter, Airtractor 3.100 Liter
Wie hoch ist die Umlaufgeschwindigkeit der Löschflugzeuge SEAT, also, wie groß ist die Zeitspanne zwischen zwei Löschwasserabwürfen?
Das hängt von der Entfernung zwischen Brandort und Start-Gelände ab. Optimal sind etwa 5-7 Minuten zwischen den Drops. Beträgt die Entfernung vom Startgelände (Flugplatz oder Außenstartgelände) zum Brandort 15 Flugminuten, müssen mindestens drei Löschflugzeuge vom Typ SEAT gleichzeitig eingesetzt werden.
Kann ein Löschflugzeug SEAT alleine gegen Wald- und Vegetationsbrände eingesetzt werden?
Nein! Internationale Standards verlangen den Einsatz von mindestens zwei Luftfahrzeugen mit einer Tragkraft von mindestens 1500 Litern Löschwasser. Das können Löschflugzeuge oder Hubschrauber sein.
Kann dem Löschwasser ein Löschmittelzusatz beigemischt werden?
Ja. Es kann umweltfreundliches, biologisch abbaubares Retardent verwendet werden.
Welche Startstrecke benötigt ein Löschflugzeug SEAT bei vollem Tank und maximaler Löschwassermenge?
Bei maximalem Abfluggewicht benötigt die Dromader 920 Meter, der Airtractor etwa 1100 Meter Startstrecke.
Ist ein Löschflugzeug SEAT auf einen Flugplatz angewiesen?
Nein, Starts und Landungen sind für Dromader M18 B auf geeigneten Flächen außerhalb von Flugplätzen möglich.
Wie lange kann ein Löschflugzeug SEAT mit vollem Benzintank fliegen?
etwa 3 Stunden.
Wie wird ein Löschflugzeug SEAT mit Löschwasser befüllt?
Durch die Feuerwehr über ein oder zwei B Schläuche. Die Befüllung erfolgt bei laufendem Motor über Anschlüsse hinter der Tragfläche. Zur Vorbereitung der Feuerwehren wird von der DLFR der Lehrgang "Flughelfer Löschflugzeug" angeboten.
Gibt es den Lehrgang "Flughelfer Löschflugzeug" an Feuerwehrschulen?
Nein, noch nicht. Die DLFR führt aktuell diesbezüglich Gespräche mit Feuerwehrschulen in einigen Bundesländern, und mit den zuständigen Ministerien. Die Lehrgangsunterlagen und den Lehrplan stellt die DLFR für Feuerwehrschulen kostenlos zur Verfügung.
Wie lange dauert die Befüllung mit 2.200 Litern Löschwasser?
Etwa eine Minute
Kann ein Löschflugzeug einen Waldbrand so punktgenau bekämpfen wie ein Hubschrauber?
Ja. Der Abwurf kann als Wasserbombe auf 150 Quadratmetern (10x15 Meter) erfolgen, oder als Wasserlinie mit 500 Metern Länge zur Brandsaumbekämpfung. Der Pilot kann den Abwurf auch aufteilen, je nach Anforderung durch die Einsatzleitung. Effektivität und Punktgenauigkeit der Drops aus SEAT sind mindestens gleich gut wie Drops aus Hubschraubern. Die Effektivität und der punktgenaue Abwurf hängt vom Können der Piloten ab.
Wie wird der gemeinsame Flugbetrieb von Hubschraubern und Löschflugzeugen SEAT koordiniert?
Durch eine mobile Flugsicherungseinheit, wie bisher auch für die Hubschrauber. Ein Löschflugzeug fügt sich problemlos in den Flugbetrieb mit Hubschraubern ein. Dies wurde bei Waldbrandübungen und Einsätzen, international und in Deutschland, nachgewiesen.
Was kostet eine Flugstunde mit dem Löschflugzeug?
Dromader M 18 B etwa 4000 Euro, Airtractor etwa 8500 Euro. In diesem Preis sind alle Kosten wie Betriebs- und Wartungskosten, Personalkosten u.s.w. enthalten.
Wo sollen die Flugzeuge stationiert werden?
Seit ersten April 2023 stehen im Landkreis Harz die ersten zwei Löschflugzeuge zur Verfügung. Sinnvoll sind vier Standorte mit je drei SEAT.
Wie lange dauert es von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort?
10 bis 15 Minuten nach Alarmierung sind Löschflugzeuge SEAT in der Luft. Jeder Einsatzort in Deutschland wird in zwei bis drei Stunden erreicht. Bei zwölf Löschflugzeugen in Deutschland auf vier Standorte verteilt, reduziert sich die Anflugzeit in das Einsatzgebiet auf etwa eine Stunde.
Was machen die Piloten wenn kein Waldbrandeinsatz zu fliegen ist?
Weiterbildungen, Trainingsflüge, Übungen mit Feuerwehren.
Wer soll das bezahlen?
Landkreise, Städte und Gemeinden, unterstützt von einzelnen Bundesländern und dem Bund, durch Zusammenschluss in einem Zweckverband oder einer ähnlichen Organisation..
Wieviele Löschflugzeuge braucht Deutschland?
Die DLFR empfiehlt vier Standorte mit jeweils drei Löschflugzeugen vom Typ SEAT, jeweils im Norden, in der Mitte und im Süden Deutschlands. Die Flotte sollte aus einem Mix aus Dromader M18 B und Airtractor bestehen. Darunter auch zwei amphibische Airtractor mit Schwimmern (Fireboss).
Was kostet ein Standort (Main-Base) mit drei SEAT pro Jahr?
Ein Standort mit drei Dromader M18 B kostet etwa 1,7 Millionen Euro pro Jahr, ein Standort mit drei Airtractor etwa 3,5 Millionen Euro pro Jahr. In diesem Preis sind 130 Flugstunden pro Löschflugzeug pro Standort bereits enthalten. Ebenso sind alle Kosten für Personal, Ausrüstung, Finanzierung auf 10 Jahre und alle nebenkosten wie Kerosin, Flugbenzin usw. enthalten. Durch Leasing der Löschflugzeuge lassen sich die Kosten senken.
Warum 130 Flugstunden pro Löschflugzeug im Jahr?
Waldbrandbekämpfung aus der Luft fordert vom Piloten große Erfahrung und ständiges Üben. Städte, Gemeinden, Landkreise, Bundesländer und Bund hätten Planungssicherheit bei den Kosten, falls die Feuerwehren die SEAT zur Waldbrandbekämpfung oder für Übungen anfordern.
Warum Zweckverband oder ähnlich?
Die Feuerwehren leisten in Deutschland hervorragende Arbeit, meist ehrenamtlich, auch bei der Waldbrandbekämpfung. Waldbrandbekämpfung aus der Luft mit Löschflugzeugen SEAT ist ein Dienst an der Allgemeinheit. Deshalb ist als Unternehmensform kurzfristig die Umwandlung der DLFR in einen Zweckverband oder ähnliches als Betreiber vorgesehen. Das Unternehmen sollte keine Gewinnabsicht haben. Die Kosten sollten von Gemeinden, Städten, Landkreisen, einzelnen Bundesländern und dem Bund getragen werden. Die öffentliche Hand muss volle Kostenkontrolle haben. Die Organisation muss förderfähig sein in Bezug auf das Programm rescEU, um bis zu 75% der Kosten von der EU erstattet zu bekommen. Die Entscheidung, welche Organisationsform sinnvoll ist, müssen Fachleute für Verwaltungsrecht der Träger entscheiden.
Sind Löscheinsätze bei Nacht möglich?
Nein. Die DLFR arbeitet an der Möglichkeit, Löschflugzeuge auch bei Nacht einzusetzen. Derzeit ist das noch nicht möglich.
Sind Einsätze im Gebirge möglich?
Ja. Ein Löschflugzeug SEAT ist sehr wendig und kann auch im deutschen Alpenraum und den Mittelgebirgen Waldbrände bekämpfen.
Was passiert, wenn ein Löschflugzeug in die Werkstatt muss oder ein Pilot krank wird?
Das Konzept der DLFR sieht drei Löschflugzeuge und sechs Piloten pro Standort vor. Damit ist gewährleistet dass immer zwei Löschflugzeuge mit Besatzung einsatzbereit sind. Diese Reserve ist in den Kosten eingerechnet.
Ist ein Löschflugzeug das Allheilmittel gegen Waldbrände?
Nein. Unverzichtbar sind die Feuerwehrkräfte am Boden. Hier ist Deutschland gut aufgestellt mit einem breit gefächerten System aus überwiegend Freiwilligen Feuerwehren, und Berufsfeuerwehren. Ein Waldbrand kann nicht nur aus der Luft gelöscht werden. Es sind immer Nachlöscharbeiten durch die Feuerwehr am Boden notwendig. Zur Unterstützung der Feuerwehren bei Waldbränden in unwegsamem oder munitionsbelastetem Gelände sind Löschflugzeuge SEAT eine sofort verfügbare, effektive und günstige Ergänzung zu Hubschraubern von Bund und Bundesländern.
Was muss jetzt umgesetzt werden?
Den Feuerwehren müssen noch im Jahr 2023 für Wald- und Vegetationsbrände in einer Toolbox die noch fehlenden Einsatzmittel zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören Löschflugzeuge SEAT, Löschroboter, die auf munitionsbelasteten Flächen am Boden nachlöschen können und vieles mehr. Die DLFR schließt sich hier den Forderungen des Deutschen Feuerwehrverbandes und der Arbeitsgruppe "Nationaler Waldbrandschutz" an.
Ist das Löschflugzeug Canadair für Deutschland sinnvoll?
Aus Sicht der DLFR, nein. Das amphibische Löschflugzeug Canadair CL 415 (max. 6000 Liter) und auch der neue Typ CL 515 sind in Anschaffung und Betrieb sehr teuer. Kaufpreis ab 45 Millionen Euro. Eine Flugstunde kostet mehr als 40.000 Euro. An bewaldeten Steilhängen nahe der Küsten ist die Canadair ein sinnvolles Einsatzmittel. In Deutschland sind nach Meinung der DLFR nicht überall geeignete Wasserflächen verfügbar. Die Anzahl der Flugplätze ist auf Grund der benötigten Startbahnlänge begrenzt. Zwei SEAT vom Typ Airtractor (6200 Liter), oder drei SEAT vom Typ Dromader M18 B (6600 Liter) transportieren jeweils mehr Löschwasser zu einem Bruchteil der Kosten.